Aufbruch in eine neue Ära
Wenn ein Unternehmen auf eine hundertjährige Tradition zurückblicken kann, dann ist dies sicher Grund zur Freude. Umso mehr, wenn dieses Jubiläum auch gleich noch mit einem Aufbruch in die Zukunft verbunden ist. Das Unternehmen Antennentechnik Bad Blankenburg GmbH (ATBB), das seinen Sitz mittlerweile in Weimar hat, feiert in diesem Jahr sein Hundertjähriges. Am 13. März wurde aber vor allem nach vorn geschaut. Da fand der DAY ONE – der Tag Eins – statt und damit der Aufbruch in ein neues Kapitel der Firmengeschichte.
Neuer Eigentümer
Die ATBB hat einen neuen Eigentümer, die Desay SV Automotive aus China. Dabei handelt es sich um einen großen Akteur der Automotive-Infotainment-Branche, erläutert ATBB-Geschäftsführer Dr. Michael Weber. Desay war einst Teil eines Joint Ventures mit einem großen deutschen Unternehmen. Nachdem die chinesischen Partner sich aus diesem Gemeinschaftsunternehmen herausgekauft hatten, kommen sie nun wieder zurück nach Deutschland. Desay könne einen kompletten Fahrzeug-Innenraum mit Elektronik ausstatten, so Weber. Das Unternehmen verfügt über eine eigene Displayfertigung mit Hochreinsträumen. Von derzeit rund 4.500 Mitarbeitern sind ca. 1.900 im Bereich Forschung und Entwicklung tätig. „Das Einzige, was Desay bisher noch fehlte, war die Antenne“, erklärt er das Interesse der Chinesen an dem Thüringer Unternehmen.
Strategischer Investor und Partner
Desay sei ein strategischer Investor und Partner für ATBB. Investitionen könnten nun schneller und mit größerem Spielraum durchgeführt werden. Dabei bleibe ATBB autonom, aber nicht unabhängig, so Weber. Der Standort Weimar soll sich allein und nach einer bestimmten Strategie entwickeln. Das Bestandsgeschäft soll erhalten bleiben und ausgebaut werden. In den Bereichen Einkauf, Forschung und Produktion bieten sich zudem Synergien an, die man gemeinsam nutzen will. Der Antennen-Technologie wird in Zukunft eine immer größere Bedeutung zukommen. Das Stichwort lautet in diesem Zusammenhang „smart antenna“.
Steuerung direkt unter der Antenne
Antennen-Experte Weber erklärt es so: „Treiber der Entwicklung sind die immer höheren Frequenzen und die zunehmende Bandbreite gerade in der neuen Mobilfunkgeneration 5G. Physikalisch stößt man dann irgendwann an Grenzen, weil die Verluste durch die Kabelübertragung zunehmen. Also verzichten wir auf Antennenkabel und setzen die Steuerung direkt unter die Antenne. Per LAN bzw. weiteren digitalen Schnittstellen werden dann alle anderen Komponenten angeschlossen.“ Bereits seit 2010 arbeiten alle großen OEMs in ihren Laboren an dieser Architektur. Künftig wird die Antenne also aus Weimar, deren Steuerung aber aus China kommen.
Schritt vom Nischen- zum Breitenmarkt
Für ATBB tun sich damit große Chancen auf, findet Weber. Bislang war das Unternehmen nur in Nischenmärkten vertreten, in Nutzfahrzeugen, Wohnmobilen und im Nachrüst-Bereich. Mit dem strategischen Partner im Rücken soll nun der Schritt in den Massenmarkt gelingen. „Wir werden Antennen für den chinesischen Markt entwickeln. In Zukunft sollen dann chinesische Infotainment-Systeme mit unseren Antennen auf den europäischen Märkten angeboten werden“, so Weber.
Schnellboot für Innovationen
Das alles findet mit hoher Schlagzahl statt. Schon kurz nach dem DAY ONE Mitte März fand im Mai die erste gemeinsame Messebeteiligung mit der Desay SV Automotive Europe GmbH, der europäischen Niederlassung von Desay SV Automotive mit Sitz im bayerischen Mainaschaff bei Aschaffenburg, statt. Dabei kommt der ATBB eine Art Türöffner-Funktion zu. „Hersteller, die bisher nur unsere Antennen gekauft haben, können künftig ganze Systeme von uns beziehen.“ Auf ihren bisherigen Tätigkeitsfeldern wird ATBB weiter aktiv und auch innovativ sein, verspricht Dr. Michael Weber. Dazu zählen neben dem Behördenfunk BOS vor allem auch die Kommunikation von Maschine zu Maschine sowie das weite Feld des „Smart Metering“. So ist ATBB das einzige Unternehmen, das eine 5G-fähige patentierte integrierte Schaltschrank-Antenne im Portfolio hat. „Wir wollen auch in Zukunft ein Schnellboot für Innovationen sein“, erklärt der Firmenchef.
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